
(c) München erinnern!
Am 22.07.2016 verübte ein junger Mann einen rassistischen, rechtsextremen Anschlag am OEZ München, er tötete 9 Menschen und verletzte 5 weitere schwer.
Die Namen der Ermordeten
Sevda Dağ, 45 Jahre
Dijamant Zabërgja, 20 Jahre
Guiliano Kollmann, 19 Jahre
Hüseyin Dayıcık, 17 Jahre
Selçuk Kılıç, 15 Jahre
Roberto Rafael, 15 Jahre
Can Leyla, 14 Jahre
Sabine S. , 14 Jahre
Armela Segashi, 14 Jahre
Die Tat wurde fälschlicherweise zunächst als Amoklauf bewertet ohne den rechtsradikalen und rassistischen Hintergrund des Täters und seine Vernetzung zu berücksichtigen.
Fünf Jahre dauerte es, bis die Angehörigen und Überlebenden nicht mehr ganz alleine dafür kämpfen mussten, dass die Tat als das benannt wurde, was sie ist:
Es war rechter, rassistischer Terror.
Gedenken, Erinnern und Aufklärung
2022 wurde die Initiative München erinnern! gegründet. Einige der OMAS GEGEN RECHTS engagieren sich in der Initiative, eine davon kommt im nachfolgenden Video zu Wort.
Mit Anklicken des YouTube-Videos wird eine Verbindung zum Server von YouTube in den USA hergestellt, damit das Video abgespielt werden kann. Dabei werden u.a. die IP-Adresse gespeichert und Cookies für Google gesetzt. Mehr dazu: Datenschutz
Eröffnung eines Erinnerungsraums
Mit Hilfe der Stadt München konnte im Januar 2023 ein Erinnerungsraum geschaffen werden, der noch bis Septmber 2025 erhalten bleibt.
Marienplatz 8, Eingang Dienerstraße, Laden 13
Öffnungszeiten: Mittwochs: 16:00 – 18:30 Uhr,
Auf Anfrage auch weitere Termine möglich. kontakt@muenchen-erinnern.de
Gedenkdemo in Moosach 22.07.2023
Zum ersten Mal konnten Angehörige und Unterstützende der Initiative „München Erinnern!“ das Gedenken zum 7. Jahrestag des OEZ-Anschlags maßgeblich mitgestalten. Die Initiative „München Erinnern!“, zu denen auch einige „OMAS GEGEN RECHTS München“ gehören, hatte vor der offiziellen Gedenkfeier zu einer Demonstration aufgerufen. Der Demonstrationszug bewegte sich vom Moosacher Bahnhof aus in Richtung Hanauer Straße bis zum Denkmal beim OEZ-Einkaufszentrum ( Tatort ). Mehrere hundert Menschen begleiteten den Demozug. Die Stimmung war bedrückend und still, die Trauer der Menschen spürbar. Die Angehörigen, in weißen T-Shirts mit Bildern der Getöteten, hielten Schilder mit Aufschriften wie „Es war kein Amoklauf“, „Niemals Vergessen – kein Schlussstrich“ oder „Rechten Terror bekämpfen“. Zu der Gedenkfeier am Denkmal kamen nochmal einige hundert Menschen dazu, um gemeinsam der Opfer des Anschlags von 2016 zu gedenken. Wir, die “OMAS GEGEN RECHTS”, sind im Herzen tief berührt von den tapferen Angehörigen und werden die Betroffenen in ihren Anliegen weiterhin unterstützen.
Trauermarsch und Gedenkakt am 22.07.2022
Die Angehörigen und Überlebenden fordern, dass der Anschlag auch bundesweit als rechter Terror anerkannt wird und sich im kollektiven Gedächtnis verankert. OB Dieter Reiter, der die offizielle Gedenkveranstaltung mit einer Rede eröffnete, schloss sich diesen Forderungen an. OB Dieter Reiter stellte das OEZ-Attentat in eine Reihe mit den Anschlägen von Hanau und Halle und dem Mord an Walter Lübcke. „Da gibt es Zusammenhänge, die lange nicht gesehen wurden, das Attentat wurde viel zu lange als unpolitische Tat eines Einzelnen bewertet. Das OEZ-Attentat muss endlich mit diesen Taten in einer Reihe genannt werden, auch bundesweit“, sagte OB Reiter. Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter vom Bundesinnenministerium war vor Ort und hielt eine einfühlsame Rede. Sie nimmt hoffentlich die Forderungen der Angehörigen und Überlebenden mit nach Berlin!
“(Ohn)Macht: Wie Betroffene rechter Gewalt gegen das Vergessen kämpfen”
Am 5.11.22 fand im NS-Dokumentationszentrum München zu diesem Thema ein wichtiges Podiumsgespräch in Kooperation mit dem Münchner Forum für Islam statt. Wir waren beeindruckt und berührt, wie sich die Betroffenen inzwischen über religiöse Unterschiede und regionale Entfernungen hinweg zusammenschließen und einander unterstützen. Das Engagement des NS-Doku-Zentrums bestätigt das Anliegen der”OMAS GEGEN RECHTS”, dass Betroffenen rechter Gewalt Raum, Zeit und das Wort erteilt werden: Samet Leyla, Sibel Leyla, Armin Kurtovic und Naomi Henkel-Guembel. Bisher mussten wir erleben, dass im Zusammenhang mit den rassistischen Anschlägen in München 2016 (Olympia Einkaufszentrum), Halle 2019 und Hanau 2020 eher die Täter im Vordergrund standen. Wir von den “OMAS GEGEN RECHTS” wollen die Betroffenen in ihren Anliegen weiterhin unterstützen. Ihre Forderungen:
-Verankerung des Jahrestages (22. Juli) im kollektiven Gedächtnis der Münchner:innen
-Eigenverantwortliche Gestaltung des Gedenktages
-Mietfreier Raum als Treffpunkt für Betroffene und Unterstützer:innen
-den Tatort im Sinne eines würdigen Gedenkens neu einrichten (am Tatort befindet sich nach wie vor ein McDonald’s)
-Gräber, die über den Tod der Angehörigen hinaus bestehen und gepflegt werden
Angehörige sprechen auf der Münchner Großdemo gegen Rechtsextremismus
Redebeiträge bei der Großdemo am 21. Januar 2024 am Siegestor
Dokumentarisches Theaterstück “Offene Wunde”

(c) Gabriela Neeb
Das Stück schildert den rechtsradikalen Terroranschlag im OEZ aus Sicht der Schwestern und Brüder der Ermordeten.
Das enge Verhältnis der Geschwister untereinander und der zunächst normale Tag im Juli.
Dann die Nachricht, dass im Mc Donald’s und am OEZ mehrere Menschen erschossen worden sind: Die vergeblichen Versuche der Angehörigen, zu ihrem Kind, zum Bruder, zur Schwester, zum Cousin, in Kontakt zu kommen. Das Warten zwei Söhne auf ihre Mutter. Stundenlang müssen Familien und Freund:innen in Ungewissheit bleiben. All dies wird beklemmend auf die Bühne gebracht.
Chronologisch erzählt das Theaterstück den Ablauf und die folgenden Reaktionen der Polizei und der Politik, die beide sofort erst einen islamistischen Hintergrund in die Welt posaunten um es dann zum Amoklauf eines Jugendlichen umzudeuten. Der Kampf um die richtige Benennung als rechtsterroristisches Attentat hat Jahre und mehrere Gutachten gebraucht. Auch der empathielose Umgang der Polizei mit den Angehörigen, der sich später in der Justiz beim Prozess gegen den Waffenhändler, fortsetzt war für mich als bloße Zuschauerin schwer auszuhalten.
Christine Umpfenbach und Tunay Önder entwickelten das Stück auf Basis von intensiven Recherchen und vielen Gesprächen mit den Angehörigen. Den fünf Schauspieler:innen gelingt es den Schmerz der Geschwister und Eltern sichtbar zu machen. Das Stück lässt mich als Besucherin mit dem Wunsch zurück, dass sich viele Menschen mit der Thematik auseinandersetzen. Denn der Anschlag vom 22.07.2016 am OEZ ist noch nicht im kollektiven Gedächtnis der Münchner:innen verankert. Eva R.
Weitere Vorstellungen sind zu finden im Programm des Volkstheaters