Landsberg am Lech war nicht ein Ort wie jeder andere (so wie es der Titel eines Buches von 1995 glauben machen wollte). Denn in der Umgebung der damaligen Garnisonsstadt wurde während der NS-Zeit mit 11 Standorten das größte Außenlager des KZ Dachau errichtet. Hier mussten vom Sommer 1944 bis zum Kriegsende 1945 ca. 23 000 vorwiegend jüdische Gefangene einen riesigen unterirdischen Bunker errichten, in dem der erste Jagdbomber gebaut werden sollte. Etwa 6500 Inhaftierte, die zuvor in anderen Konzentrationslagern gelitten hatten, starben unter den mörderischen Bedingungen an Hunger, Krankheiten und Erschöpfung. Die Lager waren als „kalte Krematorien“ berüchtigt.
Da Erinnerungsarbeit ein Kern unseres Selbstverständnisses ist, beschlossen wir, das noch in Teilen erhaltene ehemalige Lager VII Landsberg/Kaufering zu besichtigen. Aus aktuellem Anlass war auch eine Protestaktion geplant. Der Hintergrund: In einem gerade im Bau befindlichen Wohn- und Gewerbequartier sollte das wichtigste Gebäude nach dem ehemaligen Direktor der Pflugfabrik Landsberg (während des 2. Weltkriegs auch ein Rüstungsbetrieb), Karl Schrem, der Mitglied der NSDAP war, benannt werden.
Im Landsberger Tagblatt wurde unser Besuch vorab angekündigt und Wolfgang Hauck, der Leiter des Vereins „Die KunstBauStelle e.V.“ informierte uns über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Erinnerungsarbeit. Seit Jahren setzen sich das Ehepaar Deiler und Wolfgang Hauck dafür ein, dass die Staatsregierung ein Dokumentationszentrum errichtet.
Über Fragen, wie Erinnerungsarbeit in diesem Umfeld würdevoll gestaltet werden kann und wie wir OMAS GEGEN RECHTS Unterstützung leisten können, konnten wir uns auf einer abendlichen Diskussionsveranstaltung austauschen, an der neben dem Ehepaar Deiler, Wolfgang Hauck, der Landtagsabgeordneten der Grünen, Gabriele Triebel, auch Dr. Edith Raim von der Universität Augsburg teilnahmen. Themen wie: Wie vermittelt man NS-Geschichte in einer Einwanderungsgesellschaft? Wie erreicht man Jugendliche emotional in einer Zeit, in der es kaum noch Zeitzeugen gibt? standen im Zentrum. Hier wurden wir OMAS gebeten, die anwesenden Akteure in Landsberg durch unsere Besuche weiterhin zu unterstützen und unsere pädagogische Expertise in Gesprächen mit Jugendlichen einzubringen. Welch wertvollen Beitrag ein Dokumentationszentrum Kaufering VII leisten würde für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Gedenken an die Opfer, die Unterstützung ihrer Hinterbliebenen und gerade auch für jene, die in anderen Ländern eine entsprechende Erinnerungskultur vermissen müssen, das wurde den Anwesenden deutlich.
Übrigens: einen Erfolg konnten wir mit unserem Besuch schon verbuchen: Der Investor des o.g. Gebäudes gab in einer Pressemitteilung bekannt, einen anderen Namen zu suchen.